Die Erscheinung des Pfarrers Schiricke aus Breitau

Zu der Kirchengemeinde Breitau gehören die Filialen Weißenborn und Krauthausen welche der Pfarrer von Breitau sonntäglich betreuen muss. Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts lebte in Breitau der Pfarrer Schiricke. Schiricke wählte, wenn er nach der Tochtergemeinde Weißenborn wanderte meist den Weg durch den Wald. Dieser Wald heißt die Hölle oder die Helle. Ein schmaler von beiden Seiten mit Sträuchern überwachsener Pfad führt durch den Wald. Links unten braust gurgelnd und schäumend das Frühlingswasser ins Tal. Wurzelnstrecken ihre listigen Finger über den schmalen Wegund hemmen den Schritt des Aufwärtsstrebenden. Wie ein geheimer führt der Pfad nach der Höhe – plötzlich schlüpft man durch eine fast verborgene kleine Öffnung aus dem Dickicht ins Freie – und vor uns liegt das weite freie Feld von Weißenborn. Schiricke war eines Sonntags den Pfad emporgekommen und stand und betrachtete sich die sonnenüberfluteteGegend. Von Ferne klang die blecherne Glocke der alten Kirche von Weißenborn. Er ging einige Schritte vorwärts um aussuruhen. Er trocknete sich den Schweiß ab da plötzlich gewahrte er auf dem Felde einen Baür, der in der Frühe des Sonntags pflügte. Knallend schwang er die Peitsche über die Pferde und verrichtete seine Arbeit wie am Werktage. Der Pfarrer trat näher, stellte sich hinter einen Busch um denSonderbaren zu beobachten . Wieder knallte die Peitsche und ein lauter Fluch trieb die Pferde zu Arbeit an. Da trat Schiricke hinter seinem Busche hervor- und mit kräftiger Stimme rief er dem Sonntagsschänder an. Dieser erschrak – seine Gestalt wurde nebelhaft und plötzlich war er verschwunden. Der Pfarrer ging an die Stelle, wo er den Bauer gesehen, – da fand er frisch geackertes Land; aber Roß, Pflug und Bauer waren verschwunden. Zuerst ging der Geistliche nach Weißenborn. Er hatte sich durch seine Beobachtung verspätet und die Leute warteten schon an der Kirche und der Schule im sonntäglichen Putz. Schiricke erzählte ihnen die Erscheinung und fragte die Weißenbörner nach ihrer Meinung. diese hatten ruhig und bedächtig, wie die Weißenbörner zu sein pflegen, zugehört – dann erzählten sie, dass diese Erscheinung ihnen nichts Neues sei, dass sie dieselbe schon oft beobachtet hätten, der Bauer sei Weißenbörner,der meistens am Sonntage geackert und Grenzsteine verschoben habe- und nun, nachdem er plötzlich gestorben sei, keine Ruhe im Grabe finde – und dazu verdammt sei, sonntags und Festtags zu pflügen.

Unser Ort

Der 750 jährige Ort Breitau erscheint in seiner Ersterwähnung am 22. Februar 1260 in einer Urkunde des Klosters Cornberg als “Breitowe”. Unter den damaligen Zeugen war auch ein Ritter Wigand von Breitau der damit gleichzeitig Ortsadel in Breitau bezeugt.

Breitau war 1423 hessisches Lehen derer von Hundelshausen. Kirchlich gehörte Breitau ursprünglich zum Archidiakonat Dorla (Thüringen). 1333 besaßen die Grafen von Ziegenhain das Kirchenpatronatsrecht, später die von Trott und von Verschuer. Die Breitauer Kirche mit 3-geschossiger Empore stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde 1893 und erst vor einigen Jahren gründlich erneuert. Ein neues Dreiergeläute wurde nach dem Zweiten Weltkrieg beschafft. Dazu spendete die Gemeinde 7500 DM und 3000 DM Architekt Reinhardt aus Köln.

Breitau war Jahrhunderte hindurch ein Dorf der Bauern, Müller und Maurer und konnte sich in den letzten Jahrzehnten dank seiner reizvollen Waldumgebung und reichen Flora zu einem Fremdenverkehrsort entwickeln. Zu einem Lieblingswanderziel wurde der Breitauer “Holstein”, auf dem Breitauer Maurer in Verbindung mit dem Werratalverein Sontra eine Schutzhütte bauten. An der Straße nach Ulfen steht unterhalb des Hanges, dicht an dem Straßenrand das sagenumwobene Steinkreuz, ein Sühnekreuz. Aus der ehemaligen Schule – der Name des Lehrers Karl Vöpel ist in Breitau noch in lieber Erinnerung -wurde das Dorfgemeinschaftshaus. Das Chorwesen und die Freiwillige Feuerwehr verweisen auf eine große Tradition.

Einwohnerzahl: ca. 368
Gesamtfläche: 961 ha
Höhenlage: 250 m (Grillhütte 343,62 m)

1915: Älteste Breitauer Ansichtskarte mit dem Gasthaus der Familie Almeroth, daß am heutigem Dorfanger neben der alten Linde stand.
1915: Älteste Breitauer Ansichtskarte mit dem Gasthaus der Familie Almeroth, daß am heutigem Dorfanger neben der alten Linde stand.